Monatsarchiv: September 2018

Das Wort zum (Fußball)-Wochenende

VfL WE Nordhorn : SV Bad Bentheim. Das ist an diesem Wochenende eines von zahlreichen Lokalderbys im Grafschafter Amateurfußball. Oder  wie wäre es mit TuS Gildehaus : GSV Ringe-Neugnadenfeld? Egal, ob 25 oder 250 Zuschauer kommen werden, es sind bescheidene Zuschauerkulissen im Gegensatz zu den Bundesligastadien. 62.000 werden es in der Schalker Veltins Arena sein oder vermutlich 46.000 im Hamburger Volksparkstadion beim Zweitligaknaller HSV : Jahn Regensburg.  Die Begeisterung für den Fußball ist (fast) ungebrochen.

Wer bei diesen Spielen den Glauben daran bewahren möchte, ein Spiel fange mit 0 : 0 an und es folgt ein einigermaßen fairer Wettstreit, der ist zwar bei unseren Grafschafter Lokalderbys gut aufgehoben. Auf gar keinen Fall sollte der gutgläubige Fußballfan eines oder gar beide der  folgenden Bücher lesen:

„Der Abstieg – Wie Funktionäre einen Verein ruinieren“  von Daniel Jovanov (Spiegel Online, TAZ, Die Zeit) und Tobias Escher (Spielverlagerung.de, 11 Freunde) ist erst vor zwei Wochen bei Rowohlt zum Preis von 12,99 € erschienen. Für HSVer ist das Taschenbuch eine Pflichtlektüre und den nicht wenigen HSV-Hassern geht das Herz auf. Aber Vorsicht: Wer sich bisher kaum oder gar nicht mit den Hintergründen und der Vereinspolitik beschäftigt hat oder nur die „journalistische“  Begleitung von Abendlatt, Mopo, Rautenperle & Co. kennt, der wird „seinen“ Verein künftig mit anderen Augen, nämlich wesentlich kritischer  sehen. Beleuchtet wird die Negativspirale der letzten neun Jahre seit den legendären Begegnungen gegen Werder Bremen. Vor allen Dingen der Anteil vordergründig großzügiger Investoren wie dem Logistik-Milliardär K.M.  Kühne, dessen „uneigennützigen“ Beratern Callmund und Struth und natürlich der erhebliche Anteil des aus meiner Sicht leider ungekrönten „King of Disaster“ Dietmar Beiersdorfer wird (entgegen meiner emotionalen Attribute) sachlich und ohne Polemik beschrieben. Fehlentscheidungen sportlicher Entscheidungsträger, personelle und finanzielle Entwicklungen und  eine desaströse Personalpolitik sind weitere Inhalte eines Sachbuchs, das sich wie ein Krimi in wenigen Stunden lesen lässt.

Zur Desillusionierung der Fußballanhänger hat im laufenden Jahr „Football Leaks-Die schmutzigen Geschäfte im Profifußball“ (Spiegel-Buch, 10,00 €) beigetragen. Der Spiegel-Reporter Rafael Buschmann, Michael Wulziger  und weitere 60 Journalisten aus ganz Europa haben die geleakten Dokumente der Enthüllungsplattform aufgearbeitet. Auch dem schon vorher misstrauischsten Fußballfan gehen die Augen über angesichts der hier offenbarten Vertrags- und Vermarktungsdetails, der Machenschaften von Spieleragenten, Vereinsbossen und Profiteuren aller Art. Wir dürfen uns bestätigt fühlen: Spitzenfußball ist hochkorrupt. Vorsicht: Die Lektüre zerstört Illusionen. Liest sich ebenfalls kurzweilig wie ein Krimi.

Mein Tipp: Wer regelmäßig Zeit und Geld für Stadionbesuche oder Sky-Abos ausgibt sollte die eher bescheidenen Kosten und den Zeitaufwand für diese Bücher nicht scheuen. Erkenntnisgewinn mit einem geschärften Sinn für die Realitäten im Profifussball ist garantiert! Garantiert ist auch der Spaß am nächsten Spiel – mindestens auf dem heimischen Fußballplatz.

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Bad Bentheim-Ort der Vielfalt

Seit 10 Jahren bekennt sich die Stadt nach einem Ratsbeschluss im Rahmen der bundesweiten Initiative „Ort der Vielfalt“ zu Vielfalt, Toleranz und Demokratie. Absolut passend  wurde heute bei einer Kundgebung, zu der alle Ratsfraktionen eingeladen haben, das unmissverständliche Statement bekräftigt und Fremdenfeindlichkeit, Ausländerhass und Rechtsextremismus verurteilt. Sehr erfreulich bewerte ich die große Resonanz, die diese in jeder Beziehung angemessene und gelungene Kundgebung in der Einwohnerschaft fand.

Angemessen waren  die kurzen Wortbeiträge der Fraktionssprecher,  die Musikeinspielungen und der kräftige Applaus aller Anwesenden für die Kernaussage der Veranstaltung. Die Presse und viele Facebookeinträge werden darüber heute und in den nächsten Tagen berichten.

Ergänzend noch ein Zitat von Erich Kästner, auf das mich mein Kreistagskollege Jöne Strenge am Anschluss an die Kundgebung hinwies und das ich hier in meinem Blog als weiteren persönlichen Beitrag nennen möchte: „Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muß den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat.“

20180902_114913MenschenKundgebung

 

20180902_115711Ort der Vielfalt

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