Monatsarchiv: November 2014

Bentheim wirbt

„Wer nicht wirbt, der stirbt“. Beim überquellenden Briefkasten anm Sonntagmorgen kann ich dieser Aussage zunächst wenige Positives abgewinnen. Anders verhält es sich bei der  Werbung in eigener, nämlich städtischer Sache, die heute optisch bei einem Gang oder einer Fahrt durch Bentheim auffällt.

Da sind zunächst an der Ecke L 39/Bahnhofstraße die neuen Werbetafeln für Veranstaltungen. Die nicht mehr zeitgemäße Banneranlage ist endlich verschwunden. Jahrelange Vorarbeit war dafür erforderlich. Pläne wurden erstellt, vorgestellt und abgestimmt – und schließlich verworfen. So verschwanden die Pläne für eine digitale Anlage vermutlich zu Recht wieder in der Schublade. Das Ergebnis kann sich jetzt sehen lassen und vielleicht als Vorbild für weitere Anlagen dienen, beispielsweise an der Ecke Alter Postweg/Ferienpark oder Kreuzung Tonino. Soll doch jeder sehen, das Bentheim über ein vielfältiges, gleichwohl noch ausbaufähiges Veranstaltuingsprogramm verfügt!

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Die Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt sind sichtbar angelaufen. Erste Buden stehen bereits und das Willkommensschild  auf dem Herrenberg lädt bereits ein. Sicher eines der Bentheimer Highlights im Veranstaltungskalender!

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Vor dem Rathaus künden Fahnenbanner von der Zeitenwende bei der Energieversorgung vor Ort. Die ebb (Energieversorgung Bad Bentheim) ist am Netz und beginnt mit der Kundenwerbung. Nach einem ersten Preischeck ist absehbar, dass  die Strom- und Gasrechnungen für die Bentheimer ebb-Kunden bald wesentlich günstiger ausfallen dürften. Das eigene kleine Stadtwerk bietet für alle Beteiligten Vorteile, nicht zuletzt für die Haushalte. Mit dem Ausbau der Strukturen werden sie es auch erfahren (können). Bleibt noch die  Antwort ungewiss auf die eher unwesentliche Frage, ob Stadtrat und vor allen Dingen die Stadtverwaltung die Anerkennung für die umfangreichen Vorarbeiten erhalten 😉

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Menschen in Not zur Seite stehen (Teil II)

Meldungen von gewalttätigen und kriegerischen Konflikten, von Armut und Unterdrückung, von Not und Elend erreichen uns täglich. Menschen, die als Folge von Vertreibung und Flucht zu uns kommen verdienen unser Mitgefühl, Solidarität, Unterstützung – sie verdienen schlicht eine anständige Behandlung und Unterstützung in ihrer außergewöhnlichen Lebens- und Notsituation!

Und das wird in der Grafschaft von breiten Bevölkerungsgruppen, von Verwaltungen und Politik auch genau so gesehen und als Aufgabe begriffen. Ausdruck dafür ist beispielsweise das Treffen engagierter Bürger in unserem Rathaus (ich habe in meinem Blog am 13.11. darüber geschrieben). Jetzt hat sich aktuell gestern Nachmittag der Kreistag ausführlich mit der Thematik auseinandergesetzt. Vorausgegangen waren Anfragen der Kreistagsfraktionen in Form umfangreicher Fragenkataloge. Hier nun auf der Grundlage der ausführlichen Antworten der Fachabteilungen in der Kreisverwaltung einige beschreibende und persönlich bewertende Informationen und Gedanken zu den Themenkomplexen Unterbringung, Sprache und Betreuung.

Unterbringung: Sammel- und Notunterkünfte dürfen stets nur die letzte und vorübergehende Unterbringungsform sein. Abgesehen von der Tatsache, dass diese Unterbringung wirklich nicht als „anständig“ bezeichnet werden kann, birgt sie hohe Konfliktpotential für die Bewohner und die Gesellschaft. Wohnraum mit Mindeststandards hinsichtlich Fläche pro Person und Zustand (sauber und warm) in den Stadt- und Ortsgebieten ist gefragt. Mir hat ein Ausspruch unseres Bentheimer Bürgermeisters kürzlich beim Treffen zum Thema im Rathaus außerordentlich gut gefallen: „Jede Nachbarschaft kann eine Flüchtlingswohnung verkraften“. Wir Bentheimer/Grafschafter sind immer besonders stolz auf unsere Nachbarschaftstraditionen mit Zusammenhalt und Hilfe. Wir können dies auch in diesem Kontext beweisen. 2014 sind 304 Asylbewerber in die Grafschaft gekommen. Bis Mitte November wurden 39 von ihnen Bad Bentheim zugewiesen. 21 weitere sollen noch folgen. Ihnen geeigneten Wohnraum bieten zu können ist eine große und schwierige Aufgabe für unsere Stadtverwaltung. Bürgerschaft und Einrichtungen und Organisationen müssen unterstützend tätig werden.

Sprache: Sprache als Schlüssel zur Integration muss ganz hohe Priorität haben. In den Kindergärten werden die Kinder nach landesrichtliniengerechten Kursen, finanziert von Land und Landkreis, beim Spracherwerb unterstützt. Für die Sprachförderung der Schulkinder sind grundsätzlich die Schulen zuständig, die aufgrund bekannter Umstände damit vor Problemen stehen. Die VHS Grafschaft Bentheim organisiert und führt die Sprachförderung der Kinder durch. 117 Kinder haben im vergangenen Jahr in der Grafschaft eine Deutschförderung erhalten. An den Integrationskursen für Erwachsene mit Deutschunterricht haben allein in einem Vorjahressemester bei der VHS 159 Personen teilgenommen. Immerhin, aber für den Spracherwerb auch der Erwachsenen sind weitergehende Anstrengungen erforderlich, die neben Kurs- und Schulangeboten auch Alltagshilfen umfassen. Gelder für Initiativen stehen nach Auskunft des Landrates bereit, müssen nur abgerufen werden. Ich halte es für besonders hilfreich und dankenswert, dass sich kürzlich bei dem Runden Tisch im Bentheimer Rathaus ehemalige Lehrer/-innen bereit erklärt haben, Flüchtlingen Sprachunterricht zu geben.

Betreuung: Der Landkreis finanziert zur Zeit 2 Sozialarbeiterinnen, die die praktische Arbeit in den Städten und Gemeinden unterstützen. Zusätzlich wird die Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe ausgebaut. Das reicht nicht aus bei prognostizierten 321 Asylerstanträgen kreisweit in 2015, die zu den bisher dann nicht ausgereisten Asylanten hinzukommen. Die örtlichen ehrenamtlichen Integrationshelferinnen, auch die Sozialamtsmitarbeiter und helfende Bürgerinnen benötigen auch professionelle Unterstützung. In Bentheim und an anderen Orten haben sich inzwischen viele Menschen zusammengefunden, die helfen wollen. Diese Hilfsbereitschaft ist ein hohes Gut, das gefördert werden muss. Nicht unbedingt finanziell, sondern auch mit sächlichen und organisatorischen Unterstützungen, mit Know-How und nicht zuletzt durch Anerkennung.

Auf Anregung der SPD werden sich in nächster Zukunft nicht nur politische Gremien wie der Sozialausschuss des Landkreises oder die Treffen der Hauptverwaltungsbeamten und der Sozialamtsleiter mit dem Thema befassen, sondern es wird auch ein Treffen der Fachleute, der zuständigen Verwaltungsmitarbeiter aus den Orten und der Politiker geben. Die Herausforderungen müssen gemeinsam gemeistert werden, Absprachen und Koordinationen auf breiter Informationsbasis sind dafür Voraussetzungen.

Und zu den Kosten einige abschließende Bemerkungen: Laut Haushaltsplanentwurf des Landkreises muss mit einem Defizit = Zuschussbedarf für diesen Bereich in Höhe von 2,68 Millionen Euro für 2015 gerechnet werden. Davon werden auch die Unterkunftskosten in Wohnungen beglichen. Die Städte und Gemeinden sind zwar zur Unterbringung verpflichtet, die Kosten werden ihnen jedoch erstattet. Anstand kostet also auch in einer Zivilgesellschaft, die es sich leisten muss und kann – und aufgrund ihres Selbstverständnisses auch will.

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Menschen in Not zur Seite stehen

Die Flüchtlingsproblematik ist in ganz Europa in aller Munde. Viele negative Nachrichten müssen wir schlucken: Schleuserwege, Schiffskatastrophen, Massenunterkünfte, Rückführungen und vieles mehr. In jedem Fall erreichen uns Nachrichten von viel menschlichem Leid.

In unserer Stadt verfügen wir erfreulicherweise, allerdings nicht zufällig, trotz geltender nationaler und europäischer Gesetzeslage über einen gewissen Gestaltungsspielraum zumindest in Bezug auf die Unterbringung der Menschen, die aus Krisenregionen wie auch immer zu uns kommen. Mit Gestaltungsspielraum gemeint sind Möglichkeiten, die genutzt werden können, um am Ort humanitär, menschlich, einfach selbstverständlich verantwortungsvoll handeln zu können.

Das erste Treffen des Arbeitskreises Zuwanderung im Rathaus auf Einladung unseres Bürgermeisters macht jedenfalls Hoffnung. Die Hoffnung wird weiter genährt durch das große Engagement vieler Einwohner der Stadt, die sich für Flüchtlinge engagieren wollen.

Und Zuversicht für eine menschliche Zuwanderungspolitik vor Ort machen einige richtige Entscheidungen in unserem Landkreis und in unserer Stadt. Da ist beispielsweise der Verzicht auf Gemeinschaftsunterkünfte. Wie viel mehr Sinn macht doch eine dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge gegenüber einer Sammelunterkunft! Und auch die Diskussionen um eine Willkommenskultur sind gut.

Im Interesse aller Beteiligten muss doch eine  Integration, auch wenn es meistens nur für kurze Zeit ist,  möglich sein und angestrebt werden  gegenüber einer reinen Abschreckungspolitik. Den Menschen, überwiegend Familien mit Kindern, zumindest eine menschenwürdige Unterbringung und Behandlung und eventuell, zumindest aber eine für die Dauer ihres Aufenthaltes vorübergehende Perspektive auf eine Integration in unsere Gesellschaft bieten zu können muss unser Anspruch sein! Ein kleines, überwiegend wohlhabendes Gemeinwesen kann meiner Meinung nach nur diesen Anspruch haben. Unser Einsatz in Bentheim kann natürlich  nicht die Forderung nach einer besseren, humanitäreren und EU-weit gerechteren  Einwanderungspolitik der EU ersetzen. Das bleibt als politische Aufgabe.

Heute Abend waren viele Bentheimer Bürger im Rathaus bei der Gründung des Arbeitskreises Zuwanderung anwesend. Das macht Hoffnung für die Flüchtlinge, die nach Bentheim kommen. Das ist aber auch ein gutes Zeichen für unser kleines Gemeinwesen, in dem viele Menschen Verantwortung übernehmen wollen. Ein ganz schlechter Abend für Kulturpessimisten.

Es bleiben genug offene Fragen, Forderungen und  genug Zukunftsaufgaben übrig. Aber so viele engagierte Leute im Rathaus zu sehen, die sich engagieren wollen unabhängig aller „großen“ Flüchtlingspolitik tut einfach nur gut!

Und  bei einigen Teilnehmern im Rathaus  schimmerte ein interessanter Aspekt für ihre eigene Motivation zur Hilfe durch: nämlich die  Flüchtlingsgeschichte ihrer eigenen Familie……..CIMG0078

 

 

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