Monatsarchiv: Januar 2021

Zum Holocaust-Gedenktag

Bundespräsident Frank Walter Steinmeier hat im vergangenen Jahr anlässlich des Gedenktages und mit Blick auf den aktuellen Antisemitismus gesagt, dass Zeit, Worte und Täter nicht dieselben wie damals seien. „Aber es ist dasselbe Böse.“

Und auch Hanns Dieter Hüsch hat bereits vor 40 Jahren  eindringlich die Verbindung in die Gegenwart hergestellt. Hier ist sein Gedicht „Das Phänomen“. Auf Youtube kann man sich den Vortrag in verschiedenen Versionen ansehen.

Was ist das für ein Phänomen?

Fast kaum zu hören, kaum zu sehn.

Ganz früh schon fängt es in uns an:

das ist das Raffinierte dran.

Als Kind hat man’s noch nicht gefühlt,

hat noch mit allen schön gespielt.

Das Dreirad hat man sich geteilt,

und niemand hat deshalb geheult.

Doch dann hieß es von oben her:

“Mit dem da spielst du jetzt nicht mehr,

das möcht ich nicht noch einmal sehn!“

Was ist das für ein Phänomen?

Und ist man grösser, macht man’s auch.

Das scheint ein alter Menschenbrauch;

nur weil ein and’rer anders spricht

und hat ein anderes Gesicht.

Und wenn man’s noch so harmlos meint,

das ist das Anfangsbild vom Feind:

“Er passt mir nicht, er liegt mir nicht,

ich mag ihn nicht und find ihn schlicht

geschmacklos und hat keinen Grips –

und ausserdem: sein bunter Schlips!“

Dann setzt sich in Bewegung leis

der Hochmut und der Teufelskreis.

Und sagt man was dagegen mal,

dann heisst’s: „Wer ist denn hier normal,

ich oder er, du oder ich?

Ich find‘ den Typen widerlich!“

Und wenn du einen Penner siehst,

der sich sein Brot vom Dreck aufliest,

dann sagt ein Mann zu seiner Frau:

“Guck dir den Schmierfink an, die Sau!

Verwahrlost bis zum dorthinaus –

ja, früher warf man die gleich raus.

Und heute muss ich sie ernähren,

und unsereins darf sich nicht wehren.

Und auch die Gastarbeiterpest,

der letzte Rest vom Menschenrest,

die sollt’ man alle, das tät gut,

Spießruten laufen lassen bis auf’s Blut!“

Das ha’m wir doch schon mal gehört.

Da hat man die gleich streng verhört,

verfolgt, gehetzt, und für und für

ins Lager reingepfercht,

und hier

hat man sie dann erschlagen all!

Die Kinder mal auf jeden Fall.

Die hatten keinem was getan.

Was ist das für ein Größenwahn?

Das lodert auf im Handumdreh’n,

und ist auf einmal Weltgescheh’n.

Denn plötzlich steht an jedem Haus:

“Die Türken und Zigeuner raus!“

Nur weil kein Mensch derselbe ist,

und weiß und schwarz und gelbe ist,

wird er verbrannt, ob Frau, ob Mann.

Und das fängt schon von klein auf an.

Und wenn ihr heute Dreirad fahrt,

ihr Sterblichen, noch klein und zart.

Es ist doch eure schönste Zeit

voll Phantasie und Kindlichkeit.

Lasst keinen kommen, der da sagt,

dass ihm dein Spielfreund nicht behagt!

Dann stellt euch vor das Türkenkind,

dass ihm kein Leids und Tränen sind.

Dann nehmt euch alle an die Hand,

und nehmt auch den, der nicht erkannt,

dass früh schon in uns allen brennt,

das, was man den Faschismus nennt.

Nur wenn wir eins sind überall,

dann gibt es keinen neuen Fall

von Auschwitz bis nach Buchenwald!

Und wer’s nicht spürt, der merkt es bald.

Nur wenn wir in uns alle sehn,

besiegen wir das Phänomen!

Nur wenn wir alle in uns sind:

…fliegt keine Asche mehr im Wind…!

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Wann wird´s mal wieder richtig Winter?

„Der Februar hat viel Potential in Sachen Schnee und Eis“, behaupten jedenfalls  Wetterexperten in ihren Prognosen für die nächsten 42 Tage. Bitterkalt könnte es demnach zumindest zeitweise werden und Schnee könnte fallen. Alles erst im Februar, aber es bleibt die Vorfreude auf richtiges Winterwetter. Das würde  nicht nur die Kinder freuen.

Der kurzzeitige Wintereinbruch am vergangenen Wochenende hat es deutlich gemacht: Abwechselung und Action an der frischen Luft werden herbeigesehnt. Drei Zentimeter Neuschnee verwandelten Stadt und Land in ein „Winter Wonderland“. Die angerosteten Schlitten wurden hervorgekramt und der Schlosspark wurde wie in den guten alten Zeiten zum Kids- und Familientreffpunkt. Wege, Stiegen, Felsen und Gebäude zeigten sich verschneit und lockten Spaziergänger in die Stadt. Die bildschönen Ansichten mal ganz anders im weißen Kleid bieten schöne Eindrücke, neue Perspektiven, sind Futter für die Seele in tristen Zeiten und machen gute Laune und Spaß. Alles natürlich mit Abstand und Anstand in Stadt, Wald, Venn und Bergen. Platz genug ist ja da.

Kleine Ergänzung zum Eingangssatz: „Möchte man Vorhersagen betrachten, die weiter als einen Tag in die Zukunft reichen, muss man mit kontinuierlich abfallender Qualität rechnen“, meint der Deutsche Wetterdienst. Ich sage: „Auch hier gilt: Optimistisch bleiben, der Winter kommt noch einmal zurück. Vielleicht noch in diesem Jahr“.

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Beste Freunde

Heute ist der „Deutsch-Französische Tag“. Präsident Chirac und Bundeskanzler Schröder initiierten diesen Tag zum 40. Jahrestag des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags im Jahr 2003. „Wir wünschen, dass dieser Tag künftig in allen Einrichtungen unserer Bildungssysteme der Darstellung unserer bilateralen Beziehungen, der Werbung für die Partnersprache und der Information über die Austausch- und Begegnungsprogramme sowie über die Möglichkeiten des Studiums und der Beschäftigung im Partnerland gewidmet wird“, heißt es etwas sperrig bei Wikipedia dazu. Nicht nur geschichtsbewussten Menschen in beiden Ländern ist es mit oder ohne einen solchen Tag und abseits aller offiziellen Äußerungen ein großes Anliegen, dass sich die Jugendlichen dieser beiden Länder kennenlernen können. Auch in Bad Bentheim gibt es seit vielen Jahren mindestens eine kontinuierliche Initiative, nämlich den jährlichen Schüler*innenaustausch am Burggymnasium. Wechselseitig besuchen sich die Jugendlichen bei uns oder in Besancon.

Etliche Bentheimer*innen erinnern sich noch gut an die Ferienfreizeiten des Jugendhauses in der Bretagne vor genau 40 Jahren. Schon Jahre vorher entdeckten Bentheimer Jugendliche ihr ganz persönliches Ferienparadies in Camaret sur Mer/Bretagne. Lebenslange Verbindungen und Freundschaften entstanden in jungen Jahren zu Land und Menschen. Es passierte organisiert und ganz privat unorganisiert genau dass, was die Politiker wie de Gaulle, Adenauer und ihre Nachfolger*innen nach den schrecklichen Kapiteln in der Geschichte der beiden Länder im Sinn hatten: Freundschaft -und oft auch mehr- durch Begegnung.

In Krisenzeiten wie jetzt in der Corona-Pandemie bleibt wenig Raum für ganz neue Aktivitäten. Sogar die vielen privaten Beziehungen und Freundschaften können nur digital gelebt werden. Auch Optimisten planen erst einmal keine Ausflüge und Ferien zum Beispiel in der Bretagne, Provence, Cote d´Azur oder Paris.  Nach überstandener Pandemie wird hoffentlich wieder Platz für neue Initiativen besonders, aber nicht nur für Jugendliche sein. Auch in unserer Stadt? Wie wäre es zum Beispiel mit Einladungen an Winzer aus dem Elsass zum alljährlichen Weinfest auf dem Herrenberg? Angesichts der dort überwiegend angebotenen Moseltröpfchen (die selbstverständlich auch munden könnten) würden elsässische Winzer das Niveau noch weiter heben und das Fest bereichern. Das könnte erst recht gelingen, wenn auch das begleitende Kulturprogramm entsprechend ausgerichtet würde. Italienische Freunde sind ja bereits dabei. Ein Weinfest, dass die europäische Einheit feiert, das könnte doch ganz nett werden, oder nicht?

Bis es soweit ist, könnten wir auf den deutsch-französischen Tag  mit einem Glas Bordeaux anstoßen 😉

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ALLE Kinder sollen schwimmen lernen!

„Ich befürchte, dass eine ganze Generation von Kindern entweder extrem schlecht oder gar nicht sicher schwimmen kann“, warnte kürzlich Franziska van Almsick in den Medien vor einer weiteren negativen Folge der Corona-Pandemie. 59 Prozent der Kinder sind keine sicheren Schwimmer, wenn sie die Grundschule verlassen, teilt die DLRG dazu mit und warnt -natürlich vollkommen zu Recht-  davor, dass ein ganzer Jahrgang aufgrund der Bäderschließungen nicht zu sicheren Schwimmer*innen ausgebildet werden kann.

Wenngleich nicht in dieser Ausprägung, aber dennoch leicht erkennbar, zeichnet sich diese Problematik schon lange ab. Schließungen von Frei- und Hallenbädern mögen andernorts dabei eine Rolle spielen und vermutlich ebenso der Zuzug von Kindern aus Ländern, in denen eine Schwimmausbildung purer Luxus sein dürfte und für einen Teil der Kinder auch noch für überflüssig erachtet wird. Und natürlich gibt es auch in unserer Stadt Eltern, die auch in diesem Bereich ihre Kinder nicht im wünschenswerten Maße fördern (können). Im Herbst 2017 ist die Bad Bentheimer SPD folgerichtig mit einem klaren Statement an die Öffentlichkeit gegangen: „Alle Kinder in der Stadt müssen spätestens in der Grundschulzeit zu sicheren Schwimmern ausgebildet werden“. Auch die Bad Bentheimer CDU sieht jetzt Handlungsbedarf und erkennt in einer wohl gemeinsamen Presseerklärung mit der DLRG, dass Schwimmkurse in nächster Zeit verstärkt angeboten werden müssen. Bei soviel Einigkeit sollte es gelingen, künftig möglichst vielen Kindern zum Schwimmabzeichen zu verhelfen.

Die Schulen und der seit vielen Jahren dankenswerterweise ehrenamtlich sehr engagierte örtliche Verband DLRG finden mit unserem zeitgemäßen Badepark beste Bedingungen am Ort vor. Die Wassergewöhnung wird für viele Eltern da zum Freizeitvergnügen 😉 Und Stadtverwaltung und Badepark werden sicher dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Schwieriger wird es, wenn wirklich alle Kinder, also auch Jungen und Mädchen aus Migrantenfamilien und aus sozial benachteiligten Familien erreicht werden sollen. Dafür müssen weitere Anstrengungen durch verschiedene Personen und Stellen unternommen werden. Und wer würde schon bestreiten, dass dies unbedingt erreicht werden sollte?

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