Die Erweiterung des Gildehauser Otto-Pankok-Museums zum Gedenk- und Lernort für das jüdische Leben in der Grafschaft sorgte in den letzten Monaten für Gesprächsstoff und Schlagzeilen. Nach Klärung von Grundsatzfragen in Vor-Pandemiezeiten und dem folgenden Architektenwettbewerb mit einem aus meiner Sicht sehr gutem Ergebnis arbeiten der engagierte Trägerverein mit der Nachlassverwalterin von Hella Wertheim, die Kreisverwaltung und besonders die Stadt Bad Bentheim als Bauträger an der praktischen Umsetzung. Das braucht seine Zeit und fordert den langen Atem all jener, die sich die Realisierung dieses Projektes auf die Fahnen geschrieben haben.
Ich habe in den letzten Jahren innerhalb meiner Fraktionen und den beteiligten Ausschüssen der Stadt und beim Kreis politisch dabei mitdiskutieren und helfen dürfen. In der vergangenen Woche tagte nun der Kulturausschuss des Landkreises, sinnvollerweise im Otto-Pankok-Museum, die Sachlage auf der Grundlage einer aktuellen Mitteilungsvorlage.
Eine Reihe von positiven Punkten und Entwicklungen konnte ich für die SPD hervorheben wie beispielsweise die Tatsache, dass ein außergewöhnlicher, jedoch lange überfälliger Gedenk- und Lernort besonders für die nachfolgenden Generationen entstehen wird. Gedenksteine an den ehemaligen Standorten der Synagogen, die vielen Stolpersteine und Pflege der jüdischen Friedhöfe sind wichtig, aber besonders mit Blick auf künftige Generationen nicht ausreichend. Mit dem Museumsverein und dem Nachlass stimmt der Rahmen, Stadt und Landkreis haben richtigerweise erklärt, für die personelle Unterstützung mit einer neu zu schaffenden Stelle sorgen zu wollen. Der Stadtverwaltung ist es gelungen, Spenden für die Innenausstattung einzuwerben und Gelder aus Dorferneuerungsmitteln für das Projekt zu sichern. Der Haushaltsplan des Landkreises sieht eine Förderung mit insgesamt 150.000 € und damit einen wichtigen, jedoch nicht den wichtigsten Baustein vor. Diesen muss die Stadt Bad Bentheim mit Eigenmitteln von 280.000 €, vor allem aber mit der Sicherung von weiteren ca. 900.000 € stemmen. Die von 1,4 Mill. € auf 1,9 Mill. € angestiegenen Gesamtkosten sind wahrlich eine Herausforderung und der Aufbau und die Strukturierung der Finanzierung eine gelungene Zwischenbilanz der Verwaltungen! Wir können jetzt erwarten, dass die Erweiterung erfolgen wird und 2024, wie von den Zuschussgebern gefordert, die Eröffnung folgt und erste Schulklassen diesen wichtigen außerschulischen Lernort besuchen können.
Aus welchem Grund das so wichtig ist, bringt der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda in diesen Tagen, an denen sich Deportationen an vielen Orten zum 80. Mal jähren, auf den Punkt: „Wer für eine offene Gesellschaft eintreten will, der muss der damaligen Opfer und ihres unvorstellbaren Leids gedenken. Das ist die Grundlage dafür, dass sich die Aussage „Nie wieder Faschismus“ mit Leben füllt.“
