An hochklassigen Fußball in der Grafschaft können sich nur noch ältere Semester erinnern. Abgesehen von Regionalligastippvisiten der Nordhorner Eintracht begnügen wir uns mit unterklassigem Amateurfußball, der aber immerhin in vielen Orten und immer mit großem Engagement, Begeisterung, erheblichem Know-How im Hintergrund und vor allen Dingen seriös betrieben wird. Der FC 09, SVB, VfLWE und Union Lohne sind beste Beispiele dafür. Und jetzt erfahren wir nach längerem Hin und Her vom Insolvenzantrag des Oberligisten Eintracht. Schlechte Aussichten für hochklassigen Fußball in unserer Gegend?
Nicht unbedingt, denn Ideen gab und gibt es genug. Zunächst wurden Fusionspläne verschiedener Nordhorner Vereine diskutiert, die aktuell wohl nicht mehr zu realisieren sein dürften. Besonders interessant ist aus meiner Sicht der Vorschlag von Gerd Heilen, dem zweiten Vorsitzenden des SV Bad Bentheim, der einen neuen Fußballverein auf Grafschafter Ebene, getragen von verschiedenen Vereinen und bestückt mit besonders talentierten Spielern, ins Gespräch brachte. Mit neuer Begeisterung, Sponsoren, dem Know-How unserer Traditionsvereine und mit großer Unterstützung des Grafschafter Publikums, das sich mit einem neuen Verein identifizieren würde, sollte die Idee vom hochklassigen (Regionalliga-?) Fußball Wirklichkeit werden können. Das schlägt Gerd Heilen vor und dieser Vorschlag wird in den Vereinen und auf übergeordneter Ebene geprüft und auf Realisierbarkeit abgeklopft, hoffe ich. Kirchturmdenken, Fantasielosigkeit und Egoismus haben dabei keinen Platz. Das hoffe ich ebenfalls, allerdings mit einer Portion Skepsis.
Das Thema muss breit diskutiert werden. Zu den aktuellen Problemlagen gehört auch der demographische Wandel. Die Sportanlagen müssen langfristig genutzt und gesichert werden. Die Sportvereine stehen in Konkurrenz zu vielen Ansprüchen, die an Kinder und Jugendliche herangetragen werden. Nicht zuletzt sind es die schulischen Anforderungen und der Ganztagsschulbetrieb, den es zu berücksichtigen gilt. Und die besten jungen Spieler können nicht vor Ort gehalten werden, da ihnen die Herausforderung und die Förderung fehlt.
Andererseits gibt es auch in unserer Gegend eben diese besonderen Talente, denen mit einem „FC Grafschaft“ ein gutes Angebot gemacht werden könnte; und zwar zur Freude der Grafschafter Fußballfans. Das Angebot in den einzelnen Vereinen dürfte dabei nicht auf der Strecke bleiben. Nicht zuletzt die soziale Funktion des Sports in der Nachbarschaft gilt es zu erhalten und weiter zu stärken. Der FC Grafschaft wäre in diesem Sinne das Sahnehäubchen.
Freuen wir uns auf 2012! Auch im Hinblick auf diese spannenden Entwicklungen.