„100 Jahre Erster Weltkrieg“, das ist eines der großen Themen in diesem Jahr. Auf lokaler Ebene ist die Ausstellung „Für Grafschaft, Volk und Vaterland“ im Gildehauser Otto-Pankok-Museum ein wesentlicher Anknüpfungpunkt bei der vernachlässigten Auseinandersetzung mit dem Thema, das immer noch viele Gegenwartsbezüge aufweist. Bereits bei der offiziellen Eröffnung vor einigen Wochen machten die Initiatoren deutlich, dass es nicht um eine heimatkundliche Ausstellung von Gegenständen gehen soll. Den Besucher erwartet vielmehr eine vielschichtig konzeptionierte und zusammengestellte Ausstellung mit Lithographien bekannter Künstler von Max Liebermann über Heinrich Zille bis Käthe Kollwitz, mit Fotos aus Familienalben und eben auch Ausstellungsstücken wie Pickelhauben und Kriegswerkzeug. Auch audiovisuelle Medien stehen bereit. Dabei kann so gegensätzlichen Lebensschicksalen wie dem des Grafschafter Jagdfliegers Derk Averes oder eines der wenigen Widerständler, Wilhelm Iemhoff (Bürgemeister von Wielen und Kreistagsabgeordneter) nachgeforscht werden.
Der Ausstellung sind viele interessierte Besucher zu wünschen. Und gerade für Schulen bietet sich hier eine seltene Gelegenheit, das Thema in einer für Schüler interessanten Form aufzugreifen. Es ist schwer nachvollziehbar, dass bisher nur eine einzige Schulklasse aus der Grafschaft davon Gebrauch gemacht hat, obwohl der Landkreis Grafschaft Bentheim sogar die Buskosten für die An- und Abfahrt übernimmt. Also liebe Leserinnen und Leser: Bitte Geschichts- und andere Lehrer/-innen auf diesen außerschulischen Bildungsort aufmerksam machen! Die Ausstellung läuft noch bis Ende Januar.
Erfreulich ist dagegen, dass der Historiker Dr. Helmut Lensing sowie die Universitäten Osnabrück und Vechta weitere Materialien aus der Zeit 1914 – 1918 aufarbeiten werden. In Kooperation mit dem Heimatverein Grafschaft Bentheim wird der Landkreis eine Dokumentation erarbeiten, die besonders für unterrichtliche Zwecke geeignet sein soll. Im Kulturausschuss des Kreistages wurde zudem eine Ausstellung mit Vorstellung der Dokumentation für das Jahr 2018 angekündigt. Wir stehen mit der Ausstellung und den daraus entstandenen Projektideen also noch am Anfang der Aufarbeitung einer heimathistorisch wichtigen Epoche. Die Aktualiät des Themas wird unter anderem deutlich bei Betrachtung einer Lithographie Max Liebermanns: Soldaten ziehen fanatisiert und nationalistisch gestimmt mit dem Schlachtruf „Marsch, marsch Hurrah!!“ in den Kampf.