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Ein Hoch auf den Amateurfußball

Am Wochenende startet nun auch die zweite Liga in die Rückrunde. Schalke 04, Werder Bremen, FC Nürnberg, FC St. Pauli und der ein oder andere Club ohne großen Namen (dafür mit kompetenter sportlicher Leitung und seriösem Finanzgebaren) macht sich Hoffnungen auf den Aufstieg in Liga 1. Der einst ruhmreiche Hamburger Sportverein („Wer wird Deutscher Meister? Ha Ha Ha HaESVau“) ist auch noch im Rennen. Trotz eines in jeder Beziehung unfassbaren, sieben Jahre andauernden  Missmanagements.

Große Teile der Mitglieder und Anhängerschaft des Vereins gewöhnen sich an den Kummer, hegen allerdings immer noch Hoffnung auf Besserung, also die Rückkehr in die erste Liga. Gelegentlich gibt es auch etwas zu lachen. Der Flachs  blüht! So berichtetet beispielsweise die Postille „Hamburger Morgenpost“  in der Onlineausgabe zur Verpflichtung eines neuen Trainers:

„Er ist erst seit dieser Saison als Co-Trainer beim HSV, Coach Tim Walter kennt seinen Assistenten aber schon aus der gemeinsamen Zeit in Karlsruhe, wo er mit dem 38-jährigen Julian Hübner im Nachwuchsbereich des Vereins tätig war. Doch Hübner hat in seiner Vergangenheit noch ganz andere Tätigkeiten ausgeübt – welche, die weit weg vom Fußball sind. Wie die Zeitung „Rheinpfalz“ berichtet, arbeitete Hübner bis vor seinem HSV-Engagement als Lehrer an einer Gemeinschaftsschule in Karlsruhe. Außerdem verdiente er während seines Studiums sein Geld als Totengräber bei der Gemeinde Klingenmünster. Dazu hat er Nachtwachen in der Psychiatrie geschoben.“

Der „HSV Arena- Blog“ kommentiert trocken:

„Totengräber und Nachtwache in der Psychiatrie? Selten habe ich einen HSV-Angestellten erlebt, dessen Vorbildung so perfekt zu seinem Job beim Verein gepasst hat, wie hier.“

So ist immerhin für Unterhaltung gesorgt. Und hier noch ein Eindruck aus der „guten alten Zeit“:

Ein prima Ausgleich zum Ärger über den einen Verein, dessen Mitglied ich bin, vielleicht sogar eine Alternative zu seinen sportlichen Auftritten, wird in einigen Wochen der Spielbetrieb in den Amateurligen sein. Auf zum SVB III, meiner ehemaligen Mannschaft. Mitglied bin ich auch dort. Ehrlicher Sport ist garantiert!

Übrigens: Rui Pinto, Whistleblower (Football Leaks), dessen Enthüllungen mit über 70 Millionen Dokumenten das Maß an Kriminalität in Vereinen und bei korupten Funktionären, Spielern und Beratern im Profifußball aufdeckte, nebenbei zur Verurteilung von Ronaldo zu zweijähriger Bewährungsstrafe und 19 Millionen Euro Strafe führte, wurde inzwischen in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Das nur so, zum Beispiel zum aktuellen Geschacher um  Erling Haarland.

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Worum geht`s?

„Fußball in Coronazeiten“ ist ein spannendes Thema mit vielen Facetten. Da ist einerseits der Amateurbereich, dessen Spielzeit selbstverständlich unterbrochen werden musste. Mit dem Anstieg der Corona-Neuinfektionen  wurde früh klar, dass nicht nur im Kinder- und Jugendbereich, sondern folgerichtig auch im Senioren*innenbereich ein Trainings- und Spielbetrieb unmöglich ist.

Uns bleibt jedoch der Profisport, der von Sonderregelungen profitiert. „Am Ende des Tages geht es ums Geld“, sagte bereits im Frühjahr der Oberguru des deutschen Profifußball, Karl-Heinz Rummennige, zu den Ausnahmeregelungen für die Profiligen. Ich habe später nicht erfahren, ob er diese Aussage irgendwann einmal zurückgenommen oder mindestens relativiert hat. Oder ob er sich dafür geschämt hat, als er hoffentlich irgendwann realisierte, dass es am Ende des Tages um andere Dinge geht, nämlich um die Unversehrtheit und Gesundheit der Menschen und damit auch der Fußballer?

Jetzt rollt der Ball unvermindert weiter. In menschenleeren Stadien hören wir das Echo der Coachingversuche der Trainer, Schiedsrichtbeschimpfungen und Jubel- und Entsetzensschreie. Wir dürfen uns über großartige sportliche Leistungen wir die von Robert Lewandowski freuen und den Absturz Lucien Favres beim BVB kommentieren. Wir können uns über nicht für möglich gehaltene Minusleistungen des HSV oder Schalke 04 auslassen und in den spielfreien Wochen bietet uns der DFB mit „Der Mannschaft“ noch ein ganz spezielles Theater. Das sind Zugaben der besonderen Art, wenn Deutschland 0:6 gegen Spanien verliert, ein Bundestrainer zwar ein gut begründetes Konzept durchzieht, dabei aber aufreizende Dickköpfigkeit und Sturheit an den Tag legt. Wir können in diesen „Coronazeiten“ an den wenigen fußballfreien Tagen auch an Rui Pinto denken, der sich vor Gericht für seine Enthüllungen in „Football Leaks“ verantworten muss. Die fast unglaublichen kriminellen Machenschaften in allen Fußballverbänden von der FIFA über die UEFA bis zu den Bundesligaclubs (!) hat er als Whistleblower aufgedeckt, wurde dafür eingesperrt und angeklagt und kann genauso wie wir bestaunen, dass das Geschäft unverändert weiter geht. Der Ball muss rollen und der Rubel natürlich auch, denn wir wissen ja: „Am Ende des Tages geht es doch ums Geld“ (K.H. R.) Und dann wundern wir uns auch nicht mehr darüber, dass der in fast jeder Beziehung führende deutsche Fußballclub demnächst wieder ins Trainingslager aufbricht. Nach Katar. Wahrscheinlich, weil das Wetter da so gut ist und der Rasen so grün 😉 „Sportlich Weltklasse, moralisch Kreisklasse“, meinte kürzlich „Die Zeit“ dazu.  

Und wenn uns gerade einmal nicht packende Partien oder auch Grottenkicks fesseln oder wenn uns gerade nichts Nachdenkliches zum Fußballsport einfällt, dann erinnern wir uns möglicherweise an vermeintlich bessere Zeiten. Zum Beispiel an  Auswärtsspiele in Dortmund, die mit einer Erfrischung vor dem Spiel am alten Stadion „Rote Erde“ in lebenslanger Fanfreundschaft begannen und mit einem fröhlichen Nachspiel im Kreise BVB-Ultras am Bierstand an der Reithalle in aller Fußballerfreundschaft endeten.

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